Vergewaltigte Frau steht in Tunesien wegen Unsittlichkeit vor Gericht

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Eine vergewaltigte Frau wird im „neuen Tunesien“ anschließend nicht als Opfer, sondern im Grunde als Täter behandelt und als „Anstifterin“ vor Gericht gezerrt.

Dem tunesischen Innenministerium zufolge waren die Frau und ihr Verlobter Anfang September von drei Polizeibeamten in einer „unmoralischen Position“ vorgefunden und aus diesem Grund festgenommen worden. Anschließend sollen zwei der drei Beamten die Frau auf dem Rücksitz des Polizeiwagens vergewaltigt haben, während der Dritte ihren Freund festhielt. Die Polizisten wurden festgenommen.
So etwas ist nach der Revolution möglich in Tunesien. Viele Menschen haben aus Solidarität für die Frau demonstriert. Etwa 500 Menschen kamen hierzu in der Hauptstadt Tunis zusammen, um gegen die strafrechtliche Verfolgung einer von Polizisten vergewaltigten Frau, wegen eines Sittlichkeitsvergehens zu demonstrieren. Die Gruppe der Demonstranten versammelte sich am Dienstag vor dem Gericht in der, wo die 27-Jährige einem Untersuchungsrichter vorgeführt wurde. Mit Bannern und Sprechchören forderten die Demonstranten eine unabhängige Justiz in Tunesien. Auf einem Plakat stand geschrieben: „Si la police nous viole et la justice nous accuse. Alors qui nous protège?“ – „Wenn die Polizei uns vergewaltigt und die Justiz uns anzeigt. Wer beschützt und denn dann noch?“

Beim Frauenkongress im März zum „Arabischen Frühling“ im Pariser Institut der arabischen Welt wurde von Juristinnen und Frauenrechtlerinnen und Frauenrechtlern bereits darauf hingewiesen, dass Frauen nach der Revolution einen schweren Stand hätten und sie rechtlich noch weiter eingeschränkt werden, was sich täglich neu bestätigt.

Uli Rohde – Tamurt.info

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