Über 300 Festnahmen bei verbotener Tawada-Demonstrationen in Marokko

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Berberkultur als Leitkultur Marokkos und nicht der Islam
Die Demonstranten forderten das Tamazight (Berbersprache) in einer demokratischen Verfassung verankert werden soll, so wie die masirische Kultur und Identität die offizielle Leitkultur Marokkos ist und nicht der Islam. Des weiteren fordern sie die Freilassung berberischer Gefangener, die aus politischen Gründen im Gefängnis sitzen.

Mit der Demonstration wollen sie Demonstranten auch die Solidarität mit den Berbern in Libyen, Algerien und Azawad ausdrücken.
In Agadir (Inezgane) wurden bei der Demonstration heute mehrere unserer Redakteure und Korrespondenten, unter ihnen Brahim Ubaha festgenommen, sind aber wieder auf freiem Fuss. Brahim Ubaha wurde bereits gestern von der Polizei festgesetzt und heute zum wiederholten Male.
Sie hatten auf der Straße mit Flugblättern zur Versammlung aufgerufen.
Insgesamt kam es heute zu über 300 Festnahmen.

Polizei durchkämmt die Stadt systematisch.
In Agadir durchkämmte die Polizei systematisch die ganze Stadt, um nach Demonstranten zu suchen. Jeder der irgendein masirisches Zeichen an sich trug, eine Fahne oder ein Abzeichen, wurde von der Polizei einkassiert.
In Rabat durften sich die Demonstranten versammeln. Hier befindet sich das IRCAM (königliches Berberinstitut Marokkos) Auf dem Boulevard in Rabat kam der Verkehr zum Erliegen.

Ich bin unverkäuflich!
Die Demonstranten skandierten „{naniyi matta kiyi nihassn damazigh nanaiyi mnchk atsswit nihassn ora nzah“ zu Deutsch: „Sie fragten mich, wer ich sei und ich antwortete: ein Amazigh. Sie fragten mich, wie hoch mein Preis sei und ich antwortete: ich bin unverkäuflich!“}
weiter:
„nella da aha yaha nella da nassi s oufous ayefass alteji nassi s oufouss azelmat} tileli“
„Wir dind hier, mit einer Blume in der rechten Hand und Freiheit in der linken.
„asurif asurif , abrid issul ighziif ‚
Vorwärts, der Weg ist noch lang!

Bei den Festnahmen konfiszierte die Polizei Handys und Cameras der Demonstranten. Einigen soll sogar Geld gestohlen worden sein. Des Weiteren wurden die Demonstranten verprügelt und des Rassismus und Separatismus beschuldigt und beleidigt. Man muss hierzu wissen, dass die Bevölkerung Marokkos aus über 70 Prozent zu Berbern besteht. Sie fordern ihre Recht auf die masirische Sprache als Amtssprache in der Verfassung Marokkos sowie die Anerkennung ihrer Kultur.

Die Polizei schrie: „Ihr dreckigen Berber, wir werden euch was Lehren! „sales berbères on va vous eduquer“, so wie etwas, dass hier einfach ohne Übersetzung bleiben möchte, weil schlichtweg zu Niveaulos!:„sepatratistes, sale race crachat y en a on leur pissé dessus“
„Zwei Stunden vor der Demonstration haben sie sie ganze Stadt durchsucht,“} gab ein Demonstrant zu Protokoll. {„Sie haben die Leute sich nicht versammeln lassen.“

Die Organisatoren wurden als erstes von der Polizei festgenommen und somit war eine organisierte Demonstration kaum noch möglich.
In Agadir kamen trotz der Festnahmen und Absperrungen immerhin noch 3000 Demonstranten. „Es wären über 100.000 gewesen, wenn man sie nicht aufgehalten hätte. Sie kamen aus Marrakech, Tiznit und überall aus der Gegend her,“ so Khalil Belouadi.

Die Situation erinnert massiv an die Verhinderung einer Demonstration in Algier in Algerien vor zwei Jahren am 12. Februar 2011. Damals waren 30.000 Polizisten für etwa 3000 Demonstranten gekommen, und die Stadt wurde drei Tage praktisch hermetisch abgeriegelt, damit es zu keiner Versammlung kommt. (Tamurt.info berichtete)

Vorgestern zeichnete sich bereits ab, dass sich die Lage wieder einmal zuspitzt in Marokko, als sich ein paar Aktivisten in Agadir trafen, um über dein Krieg in Mali zu diskutieren und für den heutigen Marsch warben. Bei einem Sit in wurden fünf von ihnen verhaftet, einer von ihnen, Rachid Bookir Morabit, wurde an das Gericht von Ouarzazat übergeben.

Der inhaftierte Rachid Bookir Morabit
Die Berber Marokkos werden sich nicht mit Pseudo-Änderungen in der Verfassung und leeren Versprechen zufrieden geben. Sie werden von einer Minderheit regiert und unterdrückt. Ihre Sprache ist nicht offiziell und ihre Kultur nicht anerkannt. Jenes werden sie nicht weiter hinnehmen.

Es berichtete: Uli Rohde für tamurt.info

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