Podiumsdiskussion über den Mittelmeer-Dialog

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Mittelmeer
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Thesen zur Diskussion
1. Für einen konstruktiven und gerechten Dialog braucht man als erste Voraussetzung legitime und demokratisch gewählte Partner. Tatsache ist jedoch, dass alle nordafrikanischen Regierungen (Mittelmeeranrainerstaaten) als Postkolonialstaaten von historischen Ereignissen (Entkolonialisierung) profitiert haben. Bis heute regieren diese Staaten mit diktatorischen Mitteln und propagieren historische oder religiöse Legitimität. Eine radikale demokratische Reform ist deshalb erforderlich.

Diese Länder brauchen keine Demokratie zu importieren. Demokratische Strukturen sind in Nordafrika bei den Masiren (Berber) als Ureinwohner dieser Region seit Jahrhunderten vorhanden. Die Autoren A. Hanoteaux und A. Letourneux bezeichnen z.B. die politische Organisation und die Verwaltung in der Kabylei als eine der demokratischsten Strukturen der Welt.
„L’organisation politique et administrative du peuple kabyle est une des plus démocratique et, en même temps, une des plus simple qui se puissent imaginer.
Jamais, peut-être, le système de Self-government n’a été mis en pratique d’une manière plus complète et plus radicale.
L’idéal du gouvernement libre et à bon marché, dont nos Philosophes cherchent encore la formule à travers mille utopies, est une réalité depuis des siècles dans les montagnes kabyles.“
(A. Hanoteau, A. Letourneux, les coutumes kabyles. Organisation politique et administrative. Pouvoir judiciaire, Paris Chalmel, 1869) (Albert Camus, Misère de Kabylie. Reportages réalisés du 5 au 15 juin 1939 pour le quotidien Alger-Républicain. Bgayet (Bejaia) /Algérie 2005).
„Die politische, sowie die administrative Organisation des kabylischen Volkes ist eine der demokratischsten und zur gleichen Zeit eine der einfachsten, die man sich vorstellen kann. Vielleicht wurde niemals sonst irgendwo ein System der Selbstverwaltung so radikal und vollständig angewandt wie dort. Die Formel für das Ideal einer freien und gut funktionierenden Regierung die immer noch von Philosophen durch tausende Utopien gesucht wird, ist bereits seit Jahrhunderten Realität in den kabylischen Bergen.“
Die Kolonialmächte (vor allem die islamisch-arabische Eroberung seit dem 7. Jahrhundert und europäische Kolonialherrschaften) haben diese demokratischen Strukturen zum größten Teil zerstört.
Die aktuellen Machthaber in Nordafrika weigern sich, diese alten demokratischen Strukturen anzuerkennen und versuchen sie „langsam aber sicher“ für immer mit radikaler Arabisierungspolitik zu zerstören. Sie hängen an Kolonialstrukturen und werden deshalb von den ehemaligen Kolonialherren je nach Interesse unterstützt.

2. Separatismus für Menschenrechte und Demokratie: Aufgrund der Unterdrückung der eigenen Masirischen Kultur und Sprachen entwickelten sich in den letzten Jahren Autonomiebestrebungen in verschiedenen Regionen Nordafrikas ( z.B. Kabylei u. Azawad in Nordmali) Diese Bewegungen fordern politische Rechte und Selbstbestimmungsrecht.
Die etablierten Staaten in der Welt verfolgen mit großer Sorge diese Autonomiebestrebungen und verhindern sie mit Gewalt (Beispiel: Selbstbestimmungsbewegung der Tuareg in Azawad).

3. Für intellektuelle Einmischung in allen Ländern der Welt:. Diese Einmischung kann aber nur Sinnvoll sein, wenn man sich ernsthaft mit der politischen Entwicklung in den betroffenen Ländern beschäftigt. Tatsache ist jedoch, dass selbst sogenannte fortschrittliche Kräfte in den westlichen Staaten sich gegenüber den Entwicklungsländern Arroganz verhalten und mit reaktionären Kräften aus diesen Ländern kooperieren (z. B. mit bestimmten Migratensorganisationen),nach dem Motto „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“.

4. Für die Demokratisierung und Verstärkung der UNO: Diese sollte dann Kriterien festlegen, die jede Regierung weltweit einhalten müsste, wie z.B. die Einhaltung der universellen Menschenrechte, Demokratie und Selbstbestimmungsrecht der sog. Kulturellen Minderheiten auch innerhalb nationaler Staaten (Utopie?)

Akli Kebaili

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