Die Polizei erklärt den Mozabiten den Krieg in Ghardaïa (Algerien)

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Die Polizei erklärt den Mozabiten den Krieg in Ghardaïa (Algerien)
Die Polizei erklärt den Mozabiten den Krieg in Ghardaïa (Algerien)

GHARDAIA (TAMURT) – Es herrscht Krieg in Ghardaïa. Die Sicherheitskräfte, unterstützen die Bürgerwehr gegen die Mozabiten, wie es die Videos verschiedener Blogs im Internet gut sichtbar zeigen. Sie zerstören dabei verschiedene Lokalitäten der Mozabiten. Es handelt sich um einen Krieg zwischen den arabischstämmigen Châanba und den masirischen Mozabiten.

Die algerischen Polizisten schlugen sich auf die Seite der arabischen Châanba, weil es zwischen ihnen und den Mozabiten, welche sehr an ihrer berberischen Kultur und Sprache hängen, grundsätzlich und praktisch schon ewig Spannungen gibt.
Mehr als 25 junge Mozabiten haben versucht ihre Geschäfte und ihren Besitz zu verteidigen und wurden brutal aufgehalten und von der algerischen Polizei verhaftet.

Die Mozabiten erleben gerade das, was die Kabylen im Nord-Osten Algeriens 2001 durchlebten.*

Die Hilferufe der Dorfweisen der Region wurde überhört. Kein einiger Zuständiger aus der Politik interveniert oder hält die Sicherheitskräfte zurück.
Die Bewegung für die Autonomie (Selbstverwaltung) der Kabylei drückt dem mozabitischen Volk seine Solidarität als Opfer der Apartheid des algerischen Regimes aus und appelliert an die internationale Gemeinschaft, damit sie gemäß ihrer Verantwortung der Charta der Vereinten Nationen (UN) zum Schutz der Völker und Minderheiten eingreift.

Wir sind die Nächsten!
Es war ein Massaker, welches auch rückblickend unter Ausschluss der Öffentlichkeit passierte und noch passiert, denn die algerischen Tageszeitungen berichteten nicht darüber. Die Bewegung für Autonomie der Chaoui (Chawi-Volkes) (MAC) hat seine Beunruhigung in Bezug auf die rohe Gewalt der Staatsmacht gegen die Mozabiten offen zur Sprache gebracht: „Nach den Kabylen und den Mozabiten, ist sicher, dass das nächste Ziel das Volk der Chaoui sein wird,“ erklärt ein Verantwortlicher des MAC.
Die jungen Mozabiten stehen nicht einfach mit verschränkten Armen da und lassen ihr Schicksal über sich ergehen, sondern sie haben sich in Gruppen organisiert, die ihr Volk verteidigen wollen. Sie gehen in ihren Vierteln Patrouille und versuchen zu verhindern, dass sich die Sicherheitskräfte den Bewohnern nähern können.

Die Hilferufe bleiben weiterhin von den Zuständigen für die Sicherheit der Region ungehört und über all dem schwebt das Schweigen der Zentralregierung – ein komplizenhaftes Schweigen!
Diese Situation dauert trotz der Toten, der Verletzten und der Plünderungen mindestens schon zwei Monate an. Die algerische Zentralregierung sucht schon lange einen Grund einen Krieg gegen die Mozabiten anzuzetteln.

R. Moussaoui aus Ghardaia, für Tamurt.info

Übersetzung und Ergänzung: Uli Rohde
*Die Mozabitensind Muslime, Berber (Amazigh) aber keine Sunniten oder Schiiten, sondern Charidschiten.
*2001 gab es nach friendlichen Demonstrationen der Kabylen 132 Tote zu beklagen, auf die befehlsmäßig geschossen wurde. Wir nennen das den „schwarzen Frühling“

Hintergrund zum Artikel:
Als Frankreich damals als Kolonialmacht in Algerien war gab es einen Packt zwischen den Châanba und den Franzosen, die Mozabiten zu unterdrücken. Danach machten die Mozabiten aber einen Packt mit den Franzosen, damit die Mozabiten keinen Militärdienst leisten mussten. Dies war einzigartig in ganz Nordafrika. Vielen passte die Sonderstellung der Mozabiten nicht. Auch passt ihnen nicht, dass sie durch Handel relativ wohlhabend sind.

Nach der Unabhängigkeit Algeriens hat die neue Regierung keine kulturellen oder religiösen Unterschiede der algerischen Völker, die ja keineswegs homogen sind, anerkannt. Damals, als gegen die Kabylen befehlsmäßig geschossen wurde, hat niemand Regung gezeigt – ein schweigen, was heute die anderen teuer zu stehen kommt. Es gibt einen ewig währenden Konflikt zwischen der arabophonen und der berberophonen Bevölkerung. Die Masiren, also die Berber wollen ihre Arabisierung und die Radikalisierung ihrer Religion durch die Zentralregierung nicht einfach so hinnehmen. Sie fordern die Anerkennung ihrer Sprachen als Amtssprachen in Algerien.

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