Deutscher Geschäftsfrau in Agadir droht Haft

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Unser Marokko-Korrespondent Brahim Ubaha machte uns auf den Fall aufmerksam. Er steht ebenfalls mit dem Opfer in persönlichem Kontakt. Sie bat ihm um Rat und Hilfe.
Sie kontaktierte am Donnerstag unseren Korrespondenten und schilderte ihm den Tathergang wie folgt:
„Am Donnerstag bin ich mit meinem Auto auf der Avenue Mohamed VI als irgendetwas gegen meinen Wagen schlug. Ich hielt an und in dem Moment wo ich ausstieg wurde ich auch sogleich von hinten angefallen.
Weil ich gerade zuvor mit meinem Hund ausgegangen war, hatte ich ein paar Sachen mit Hundekram in meiner Hosentasche dabei: Leckerlis…usw. aber auch ein Hunde-Abwehrspray. Der Angreifer kam von links, also hatte ich meine rechte Hand frei, mit der ich nach dem Spray greifen konnte und es ihm in die Augen sprühte.
Wir riefen die Polizei die dann auch endlich kam sowie einen Krankenwagen, welche den Angreifer mitnahm. Die Polizei teilte mir sogleich mit, dass ich mich in großen Schwierigkeiten befände, weil ich im Besitz illegaler Waffen sei… “
{{Jetzt wartet sie auf die Gerichtsverhandlungen.}}
Nach eigenen Angaben hatte Frau Brutschin das Spray in der Tasche, um Übergriffe auf ihren traumatisierten Hund zu verhindern, den sie vor ein paar Monaten aufgenommen hatte. Sie war sich nicht bewusst, dass das strafbar ist.
Am 28. Februar schrieb Silvia Brutschin auf ihrer Facebookseite:
„Auf der Strasse angegriffen worden. Ich habe mich mit einem Hunde-Abwehrspray verteidigt. Die andere Person musste mit einem Krankenwagen abtransportiert werden. Die Polizei hat mich gewaltsam aufs Revier gebracht. Mein Pass wurde einbehalten. Vor dem Gericht droht mir Gefängnis. Kann diese Nachricht bitte verbreitet werden? In Deutschland wäre ich das Opfer, hier scheint sich gerade alles umzudrehen.“
{{Vor 16 Stunden meldete sie dann:}}
„Aktuelle Sachlage Fall Pfefferspray Agadir: Ein Anwalt wurde von mir eingeschaltet, auch am Freitag haben wir nicht erreicht meinen Pass zurückzuerhalten. Der Polizeichef prüft ob das Vorgehen der Polizei korrekt war und gesteht Fehler ein. Am Freitag hätte ich meinen Sachvorgang bei der Polizei schildern sollen. Mit Anwalt war ich anwesend doch wurde ich von der gleichen Polizei in Empfang genommen, welche mich am Vortag brutal in die Zange genommen haben und mich mit Gewalt in das Polizeiauto verfrachtet hat und mich im Würgegriff auf das Revier gebracht hat als mich auch gedemütigt und gedroht hat. Es war mir nicht möglich unter diesen Umständen eine Aussage zu machen. Ich habe persönlich den Polizeichef informiert. Dieser hat mir einen neuen Termin für Montag gegeben mit einem neutralen Polizisten. Aktuelle Information. Die durch das Pfefferspray verwundete Person konnte ohne bestehende Verletzung wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. Des Weiteren steht Spiegel Online mit mir im Kontakt. Die Unterstützung der Deutschen Botschaft lässt zu wünschen übrig. Diese verweist auf den marokkanischen Honorarkonsul in Agadir, dem ich jedoch vor 5 Jahren eine nicht korrekte Arbeitsweise vorwerfen konnte und mir somit keine Hilfe ist. Starke Schmerzen im linken Rückenbereich und an der linken Hand. Die Röntgenaufnahmen zeigen keinen Bruch jedoch lassen die Schmerzen auf Zerrungen rückschliessen, welche erstmal eine Krankschreibung veranlassten.“
{{Vor ein paar Minuten meldete Frau Brutschin weiter:}}
„Aktuelle Sachlage Fall Pfefferspray Tag 4: Es ist Sonntag. Die Nacht habe ich schlaflos verbracht. Allein der Gedanke, dass die mich angreifende Person wieder auf freiem Fuss ist, finde ich nicht gut. Mein Hund hat seinen neuen Schlafplatz vor der Haustür bezogen. Jedoch schlägt er bisher auch bei jeder vorbeilaufenden Katze an. Somit wurde es eine unruhige Nacht. Mein Vermieter hat heute meinen Vorgarten fertiggestellt. Es kann sich nun keiner mehr so leicht bis an meine Haustüre nähern. Einmal Großputz, auf andere Gedanken kommen. Jetzt noch eine pdf fertigschreiben für Personen, welche mir helfen wollen, die Geschichte zu verbreiten. Des Weiteren wird ein Schreiben an die Deutsche Botschaft und das Aussenministerium vorbereitet. Ich verstehe nicht, warum ich meinen Pass nicht erhalten kann. Mit zwei Elektrofahrzeugen im Land könnte ich selbst wenn ich wollte das Land nicht verlassen. Es ist aber ein sehr unbehagliches Gefühl zu wissen, dass im Falle eines Unfalls mich kein Krankenhaus zur Behandlung ohne Pass akzeptieren würde…Des Weiteren kann es nicht sein, dass die angreifende Person, die nach qualvollen pfeffrigen Stunden bestimmt nicht gut auf mich zu sprechen ist wieder auf freien Fuss ist…“
In Marokko gibt es für illegalen Waffenbesitz empfindliche Haftstrafen, auch wenn es sich nur um Messer, Pfefferspray, oder eben ein Hunde-Abwehrspray handelt. Eigentlich sollen damit unter anderem auch Übergriffe auf Touristen verhindert werden. Marokko ist im Grunde ein sehr touristenfreundliches Land und um deren Sicherheit sehr bemüht.
Wir wünschen Frau Brutschin, dass sich die Angelegenheit schnell zu ihren Gunsten klärt, denn sie ist hier offensichtlich kein Täter, sondern ein Opfer!
Tamurt.info wird weiterhin berichten.
Brahim Ubaha – Tamurt.info
Zusammenfassung:
Uli Rohde
Anm. der Redaktion:
(Am zitierten Text wurden kleine grammatikalische Veränderungen vorgenommen.)
Foto: Strand von Agadir: ©Uli Rohde
Am 3.3.2014 wurden kleine Korrekturen an diesem Text vorgenommen.
Bei Frau Brutschin handelt es sich nicht um eine Touristin, sonder um eine derzeit in Marokko lebende Geschäftsfrau. Auch hatte sie nach eigenen Angaben kein Hunde-Pfefferspray, sondern ein sog. Hunde-Abwehrspray bei sich.
(Uli Rohde)

4 Kommentare

    • ja, welche denn? das würde uns als Tamurt.info Redaktion dann doch interessieren. Wir haben persönlich Kontakt mit der Frau aufgenommen und würden auch gern Ihre Version hören. Nur zu schreiben, dass unsere Angaben nicht der Wahrheit entsprechen ist dann ja doch ein bisschen dünn.

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