Deutsch-Marokkanisches Forum in Agadir

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AGADIR (Tamurt) – Das von dem sozikulturellen Verein Timatarin in Zusammenarbeit mit dem deutschen Institut für Sprachen (LIAL) in Agadir, dem Zentrum des Südens, der Studien und Forschungen, der Universität Ibn Zohr und dem Rathaus Agadir organisierte Forum zielt darauf ab, den kulturellen und wissenschaftlichen Austausch zu fördern und eine Brücke zwischen den beiden Kulturgemeinschaften zu schlagen. Das Forum dauerte drei Tage (von 27. bis 29. März) und bot ein reiches Programm voller interessanter Beiträge an.

Im deutschen Institut für Sprachen (LIAL) fanden die ersten Aktivitäten des Forums statt, wo die Direktorin des Instituts Heike Johannsen-Tarhbalouti die Gäste begrüßte und den Empfang eröffnete. Danach erklärte der Vorsitzende des soziokulturellen Vereins den Kontext, in dem dieses Forum vorgekommen ist und er bedankte sich bei allen, die zur Organisation dieser Veranstaltung beigetragen haben.

Pro und Contra in Marokko

Die erste Präsentation war eine Projektion von Bildern von Uli ROHDE aus Deutschland und von Rachid TAGOULA aus Marokko. Dabei wurde Marokko mit deutschen und Deutschland mit marokkanischen Augen gezeigt. Noch in diesem Zusammenhang präsentiert Silvia BRUTSCHIN von TWIKE Maroc ihre Erfahrungen in zwei Welten (Marokko und Deutschland). Sie ist eine Deutsche, die in Marokko seit 2008 ist und hier studierte und ihr Masterstudium absolvierte. Sie ist aktiv für das Projekt Twike Maroc für die Möglichkeit einer Elektromobilität in Marokko. Sie engagiert sich für Sozialarbeit und Umweltschutz und in ihrer Präsentation mit dem Titel „zwischen zwei Welten“ stellte sie ihr Leben in den zwei unterschiedlichen Welten (Deutschland und Marokko) dar. Sie brachte zur Sprache, was ihr in diesen zwei Welten gefällt und was nicht.

Demokratie aus einer neuen Perspektive, dank IPS-Programm

Nach Frau Brutschins Präsentation kam Brahim Oubahas Vortrag über „die Demokratie aus der Perspektive eines Stipendiaten des IPS-Programms“, in dem er über seine Erfahrung im deutschen Bundestag sprach. Er zeigte die Aktivitäten, an denen er dort teilgenommen hatte. Dadurch macht er klar, wie die Entscheidungsprozesse in einem demokratischen Land wie Deutschland laufen. Er betonnte auch, wie wichtig dieses Programm für die Jugendlichen ist, die im Bereich der Politik aktiv sind.

Die letzte Präsentation war von Herrn Hamid Boukharaz, der das weltweite soziale Alumni-Netzwerk Alumniportal Deutschland präsentierte. Er zeigte, wie man dieses Netzwerk verwendet. Er wies auch auf die Wichtigkeit dieses Netzwerkes beim kulturellen und akademischen Austausch hin.

Deutsches Föderalismusmodell – eine Möglichkeit auch für Marokko?

Am Vormittag des zweiten Tages gab es eine wissenschaftliche Sitzung über den deutschen Föderalismus und die Regionalisierung in Marokko. Dr. Peter FÄSSLER, Mitarbeiter von Dr. Gernot Erler, MdB, Koordinator für die zwischengesellschaftliche Zusammenarbeit mit Russland, Zentralasien und den Ländern der „Östlichen Partnerschaft“ stellte zunächst die historische Entwicklung des deutschen Föderalismus dar und erklärte die Eigenschaften des deutschen Föderalismus im Vergleich zu den anderen Föderalismusmodellen in der Welt. Der deutsche Föderalismus kennzeichnet sich dadurch, dass die Bundesländer kleine, autonome, teilsouveräne Gliedstaaten sind. Herr FÄSSLER deutete auf die Grundprinzipien des deutschen Föderalismus nämlich die Subsidiarität und Solidarität hin. Mit der Subsidiarität ist gemeint, dass der Bund die Aufgaben übernimmt, die in den Bundesländern nicht übernommen werden können und die Solidarität ist, dass die Bundesländer einander mit dem sogenannten Finanzenausgleich helfen. Das zielt darauf ab, ein Gleichgewicht zwischen den Bundeländern zu verwirklichen.
Die Regionalisierung in Marokko nach der neuen Verfassung von 2011 präsentierte Dr. Rachid Guedira in seinem Beitrag. Er betonnte, dass Marokko von dem deutschen Modell lernen kann, was die Demokratie in Marokko fördern wird. Der deutsche Föderalismus entwickelt sich dadurch, dass wissenschaftliche, technologische Fortschritte gibt, was Marokko fehlt. Er betonnte auch die Rolle der Zivilgesellschaft dabei, die Regionalisierung in Marokko vorankommen zu lassen. Der Bürger muss auch dabei einbezogen wird, denn er ist davon betroffen.

Am Nachmittag werden die deutsch-marokkanischen Beziehungen auf unterschiedlichen Ebenen betrachtet. Was die Rolle der Medien beim deutsch-marokkanischen Dialog angeht, tragen diese nicht so sehr dazu bei, wie Abderrahim Bougayou, Masterstudent am König Fahd Institut für Translation in seinem Vortrag erklärte. Die Medien sind zwar die vierte Macht und können einen Einfluss auf den deutsch-marokkanischen kulturellen Dialog nehmen, aber sie tragen nicht viel hierzu dabei. In diesem Zusammenhang kommt die Online-Zeitschrift Timatarin für interkulturelle Kommunikation, um den deutsch-marokkanischen Dialog zu fördern. Abderrahim Bougayou erklärte, wie diese Zeitschrift entstanden ist, was ihre Ziele sind und welchen Herausforderungen sie begegnet. Sie setzt sie sich stark für den kulturellen Dialog zwischen den beiden Kulturgemeinschaften ein.

Hans Stummes Beitrag zum besseren Verständnis Marokkos

Nach diesem Vortrag zeigte Herr Oubella Khalid das Bild von Süden Marokkos in den Werken Hans Stummes (1864-1936) im Rahmen der sogenannten kolonialen Studien, die als eine Phase der Entdeckung gelten. Damals wurden das Gebiet und seine Eigenschaften entdeckt. Khalid Oubella erwähnte auch einige Werke Stumms, die den Süden Marokkos dem deutschen Leser bekannt machen können. Hans Stumm basierte sich zum großen Teil bei seinen Forschungen auf die mündlichen Überlieferungen. Er war ein begeisterter Orientalist, der unter anderem an den Masiren forschte.

Es war einfach zwischen den Welten – oder besser gesagt: wie eine Welt!

Der Demokratische Frühling hat einen großen Einfluss auf die deutsch-marokkanischen Beziehungen. Das war das Thema des Beitrages von Herrn Lahcen Handi, dem Generalsekretär des deutsch-marokkanischen Vereins für kulturellen Austausch und Zusammenarbeit. Der Vortrag wurde allerdings von Mohamed Amchtkou übernommen, da Lahcen Handi aus persönlichen Gründen nicht anwesend sein konnte. Er zeigte die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden Ländern auf allen Ebenen (Politik, Wirtschaft, Landwirtschaft, Kultur und Tourismus).

Das Forum wurde mit einem Besuch eines von der Kfw-Bank unterstützen Projekts im Dorf Tamza n Waman in Antiatlas-Gebirge abgeschlossen. Die Gäste wurden dort vom Verein „Tamza n Waman“ herzlich empfangen und ihnen wurde das Projekt gezeigt, von welchen die Bewohner dieses Dorfes großen Nutzen haben.
Das deutsch-marokkanische Forum als erstes Forum in Agadir, war eine kulturelle Veranstaltung, die vielen einen Austausch ermöglichte. Es gab sozusagen eine interkulturelle Stimmung. Es wurde auf Deutsch, Tamazight, Arabisch, Englisch und Französisch gesprochen. Es war einfach zwischen den Welten – oder besser gesagt: wie eine Welt!

Bericht: Timatarin Verein – Biougra / Marokko

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