Wahlen in Algerien

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Wahlen in Algerien
Wahlen in Algerien

Heute wird in Algerien das neue Parlament gewählt. Das neue? Welches neue?
Die Leute, die für einen Wandel und für Demokratie stehen, sehen keinen anderen Weg, als die Wahlen in Algerien zu boykottieren. Der Boykott der Parlamentswahlen ist das einzige Mittel, seinen Unmut auszudrücken.
Heute morgen gegen zehn Uhr herrschte in den Wahlbüros in der Kabylei, im Nordosten Algeriens gähnende Leere.
Jenes zeichnete sich bereits im Vorfeld ab, denn seit einigen Wochen rufen die Kabylen zu einem Wahlboykott auf. Allein jenes wurde bereits verfolgt und bestraft.

Bei Facebook und kabylischen Online-Zeitungen wurde mit dem Slogan: Ulac Lvote Ulac! zum Nichtwählen aufgerufen.
Der 23 Jahre alte Tarek Mameri hatte in einem Youtube-Video zum Boykott aufgerufen und seine Gründe hierfür genannt. Nun muss sich Ende Mai dafür vor Gericht verantworten.
Mameri ist Gewerkschaftsmitglied und Menschenrechtler.
In seinem Amateurvideo, welches in seinem Stadteil Belcout aufgenommen wurde, wandte er sich an den präsidenten und an alle die das land regieren. Er sagte, dass sie sich nur für ihre eigenen Angelegenheiten, nicht aber für die probleme der Jugend interessieren würden.
Die Wahlen in Algerien sind eine Farce, aber ein Großteil des Volkes ist bereits eingelullert und eingeschläfert. Manchmal gibt es noch einen neidisch bis anerkennenden Blick auf die Kabylen Seitens der arabisierten Bevölkerung, aber anschließen will man sich den immer wieder aufbegehrenden Kabylen in der Regel nicht. Der Staat tut seit Jahren sein Möglichstes, damit sich keine Solidarität zwischen den algerischen Volksgruppen entwickelt.

Die algerische regierung setzt seit Jahren auf eine Arabisierungs- und Islamisierungspolitik, die ein massives Kultursterben zur Folge hat. Den Großteil der bereits arabisierten Bevölkerung stört das nicht. Sie sind – dank der staatlichen Gehirnwäsche sowieso der Meinung, dass Arabischsein das Schönste ist, was Algerien zu bieten hat.

Quo vadis Algerien?
Keiner weiß es. Viele Kabylen sind sich allerdings heute schon einig: wohin Algerien geht interessiert sie nicht, deshalb machen sie sich schon seit Jahren für eine Autonomie ihrer Region ein, denn sie scheinen die einzigen im Land zu sein, die für Laizismus stehen.

Uli Rohde

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