"Wir haben den Propheten Mohamed gerächt, wir haben Charlie Hebdo getötet!"

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Die Bilanz von diesem Morgen ist allerdings erschreckend im Gegensatz zu damals: zwölf Tote, elf weitere Verletzte, vier unter ihnen schwer.
Zwei Polizisten und vier der besten Zeichner des Satieremagazins Charlie Hebdo sind unter den Toten, namentlich Charb, Cabu, Tignous und Wolinski sowie der Journalist Bernard Maris, welcher häufig unter dem Pseudonym „Oncle“Bernard“ veröffentlichte.
„Lieber aufrecht sterben als kniefällig zu leben“
Nach der zweiten Mohamed-Karrikatur-Affaire im Jahre 2012 hatte es bereits Morddrohungen gegeben. In einem Interview mit der Zeitung Le MONDE sagte „Charlie Hebdo“ – Redaktionsleiter Stéphane Charbonnier alias Charb im September 2012: {„Je n’ai pas peur des représailles. Je n’ai pas de gosses, pas de femme, pas de voiture, pas de crédit. Ça fait sûrement un peu pompeux, mais je préfère mourir debout que vivre à genoux.“} – {{„Ich habe keine Kinder, keine Frau, kein Auto, keinen Kredit. Es ist vielleicht ein wenig schwülstig, was ich jetzt sage, aber ich ziehe es vor, aufrecht zu sterben als kniefällig zu leben.“}}
Und genau so lebte und so starb er auch. Aufrecht!
Vorgefahren in einem schwarzen Wagen, schwer bewaffnet und mit „Alahu akbar“-Geschrei stürmten die drei Attentäter – die ich Mörder nennen möchte – die Redaktion, in der gerade eine Besprechung einer Redaktions-Konferenz stattfand und eröffneten das Feuer auf Polizisten und die Journalisten. Die Redaktion befindet sich in der Rue Nicolas Appert im elften Arrondissement.
Beim Wiedereinstiegen ins Auto schrieen die Terroristen: “on a vengé le prophète Mahomet, on a tué Charlie Hebdo.” –Wir haben den Propheten Mohamed gerächt, wir haben Charlie Hebdo getötet.
Die Täter konnten später flüchten.
Es ist alles gesagt: Der deutsche Journalistenverband befürchtet nun, dass möglicherweise künftig auch in Deutschland Journalisten sich von bestimmten Themen fernhalten werden, weil es einen schlichtweg das Leben kosten kann die Wahrheit zu sagen oder zumindest bestimmte Dinge zu hinterfragen.
Alle großen muslimischen Gemeinden verurteilen dieses Attentat. Aber wen vertreten diese Attentäter dann? Nur sich selbst? Dies ist eine Frage, die zukünftig geklärt werden muss, denn wir sind bereits schon heute sehr zurückhaltend mit „bestimmten Themen“.
Die Redaktion Charlie Hebdo fühlte sich der Tamurt.info Redaktion sehr verbunden und so schrieben sie uns ein paar Zeilen und schenkten uns [eine satirische Zeichnung zu den Wahlen in Algerien->http://de.tamurt.info/stell-dir-vor-es-sind-wahlen-und-keiner-geht-hin,3261.html]. Charlie Hebdo drückte mit dieser Geste seine Solidarität mit der Kabylei aus und sie war auch gleichzeitig eine Anerkennung der politischen Reichweite des Magazins Tamurt.info.
Heute drücken wir – die Tamurt.info Redaktion – unsere Anerkennung vor Charlie Hebdos Mut aus. Mut weiterzumachen, wenn es brenzlig wird. Nein zu sagen und mit Feder und Papier die Demokratie und die Presse- und Meinungsfreiheit zu verteidigen. Heute ist ein schwarzer Tag.
Wir trauern um euch mit euren Angehörigen, Freunden und Fans und mit allen die die Meinungsfreiheit lieben und täglich für sie einstehen und aufstehen – so wie einst auch ihr. In unseren Herzen und Köpfen steht ihr weiter neben uns in unserem täglichen pazifistischen Kampf mit der Kamera, der Zeichenfedern oder der Tastatur.
Was für ein Verlust für Frankreich und für die Demokratie. Wir werden euch und eure Ideen sehr vermissen – und nie vergessen.
Wir wünschen der Redaktion die Kraft und den Mut nicht aufzuhören. Weiterzumachen im Namen derer, die für die Freiheit ihr Leben ließen. Nach dem Motto: Jetzt erst Recht!
Uli Rohde, Tamurt.info Hamburg
„NOUS SOMMES TOUS CHARLIE“

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