Vor ein paar Monaten sprachen wir über die Revolution in den arabischen und Nordafrikanischen Ländern und ich äußerte mich zufrieden über die Aussicht, dass in Zukunft vielleicht Ruhe und Ordnung und natürlich Demokratie in diesen Ländern Einzug finden werde. Ich wurde ungläubig eines besseren belehrt. Die Belehrung stammte von einem, der selber gegen das islamistische Regime seines Landes kämpft, Lyazid Abid, ein Politiker aus Algerien der sich für eine Autonomie der Kabylei einsetzt und er erklärte, dass die Länder, in denen jetzt die Revolution wütet oder gewütet hat, spätestens bei ihren ersten unabhängigen Wahlen islamistisch wählen. „Dies geschehe nicht, weil die Menschen nicht von Demokratie träumen, sondern, weil sie häufig nichts anderes kennen, als den Islam.“
Wie in Tunesien wird die Parteienlandschaft so groß sein, dass die unbekannten Parteien, wenn sie auch die besten Absichten haben, keine Chance haben.
Es erinnert an Sisyphos, dem Griechen, der wegen einer Strafe in der Unterwelt einen Stein immer wieder den Berg hinauf rollen muss und kurz vor Ende entgleitet im dieser und die mühevolle Arbeit geht von neuem los.
Es bleibt zu wünschen, dass mit der Einführung der Scharia nicht alle hart erkämpften Frauenrechte wieder zunichte gemacht werden. In Tunesien wird sich jenes in kürze zeigen. Hier genießen die Frauen gemessen am Rest der islamischen Welt viele Freiheiten. Die islamistische Partei hat zugesagt, diese Rechte nicht anzutasten. Nun bleibt abzuwarten, was an diesen Versprechen dran ist.
Uli Rohde