Ich war dabei!

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Liebe Leserin, lieber Leser, Mit schwerem Fotoequipment, mieserablen Französischkenntnissen und nur ein paar Brocken Kabylisch kam ich am Place de la République an. Da wehten schon viele blau gelb grüne Fahnen und es waren wohl 2000 Leute zusammengekommen.
Schnell kam ich mit den Leuten ins Gespräch, die zusammen gekommen waren, um sich gemeisam an den Berberfrühling zu erinnern und zu mahnen und jeder einzelne von ihnen hat mein Bild der Kabylei mit seinen Erzählungen vervollständigt. Es gab Bildercollagen des „printemps noir“ 2001 und es wurden Reden gehalten, die keinen Zweifel daran ließen, dass die Kabylen ihr Schicksal in Zukunft selbst in die Hand nehmen werden.
Besonders hat mich gefreut, dass ich bei dieser Gelegenheit endlich mal zwei weitere Redakteure unserer Zeitung kennen gelernt habe. Arezqi at Hemmuc, der Chefredakteur der kabylischen Ausgabe von Tamurt.info, welcher extra aus London angereist war, sowie Zahir Buxlifa, ein Redakteur aus der französischen Edition.
Es ist besonders, dass sich die meisten Mitarbeiter von Tamurt.info nicht persönlich kennen aber dennoch haben wir ein fruchtbares Projekt gestartet. Unsere Leserschaft wächst täglich und auch die Zahl der freiwilligen Autoren. Das ist ein gutes Gefühl – man ist nicht allein.
Eine weitere Person möchte ich nicht unerwähnt lassen, denn sie hat mich tief beeindruckt. Es war Hakim, der seit der Demonstrationen 2001 in Algerien durch ein Geschoss total erblindet ist. Damals gab es 127 tote junge Kabylen zu beklagen und 4000 Verletzte. Das Wort Verletzte kann ich mir schönreden. Ein gebrochener Finger, ein Hämatom, eine Gehirnerschütterung. Aber als ich Hakim sah wurde mir bewusst, was es auch heißen kann, verletzt zu sein. Sein Schicksal hat mich nachhaltig beeindruckt.
Mein besonderer Dank an diesem Tag gilt meinem provisorischen Übersetzer Salim, einem Freund aus meinem „Cercle berber d’Hambourg.“ Ohne ihn hätte ich kein vernünftiges Interview führen können und so war er es, der meinen Tag erst richtig interessant und erfolgreich gemacht hat.
Es haben mich an diesem Tag viele gefragt, warum ich mich für die Belange der Kabylen einsetze. Ja, manchmal frag ich mich das auch. Nachdem mir aber Hakim begegnet ist, kam es mir wieder in den Sinn. Ich möchte dazu beitragen, dass diese Welt ein wenig gerechter wird. Ich möchte nicht, dass Menschen und ihre Bedürfnisse ignoriert werden. Ich möchte den Kabylen eine Stimme geben und in ihrem Namen von ihren verzweifelten Kampf und ihrem Leiden berichten.
Herzlichst
Ihre
Uli Rohde
Vive la Kabylie!

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