In Algerien war es unsicher für ihn. Lounès Matoub lebte bereits aus Gründen der Sicherheit in Frankreich. Er war und ist bis heute ein sehr bekannter kabylischer Dichter, Liedertexter und Sänger. Systemkritisch und volksnah. Eine Kombination, die sein Todesurteil sein sollte.
Er kam aus Frankreich gereist, um die Visaangelegenheiten seiner Frau zu regeln – wohlwissend, in welche Gefahr er sich begab.
Warum das Militär?
Am Tag des Attentats gab es eine hohe Militärpräsenz in der Gegend, die im Grunde unbegründet war. Es gab Umleitungen und Matoub war der einzige, der die normale Route fahren durfte. 78 Einschüsse zählte sein Wagen, in dem man ihn tot auffand. Jenes lässt nicht unbedingt auf einen Einzeltäter schließen. Bei den 2011 wegen Mordes angeklagten Tätern wird bis heute bezweifelt, dass sie wirklich hinter dieser Tat stecken.
Unterschiedlichste Gruppen hatten ein Interesse Matoub zu beseitigen. Die Regierung hat nich wirklich Anstalten gemacht den Fall aufzuklären, was heute – 15 Jahre später auch sehr schwierig werden dürfte.
Die unterschiedlichen Institutionen schoben sich die Schuld am Mord Matoubs gegenseitig in die Schuhe: einmal wird die RCD unter Said Sadi beschuldigt, dann das Militär und der algerische Staat oder möglicherweise die Islamisten – man weiß es nicht und wird es vermutlich auch nie mehr erfahren.
Bereits am 9. Oktober 1988 – damals ging die „Jugend für Bildung, Brot und Arbeit“ auf die Straßen, wurde er beim Verteilen von Flugblättern in Tizi-Ouzou von einer Polizeipatrouille mit fünf gezielten Schüssen niedergestreckt, überlebte aber schwer verletzt. „Es war ein Mordversuch,“ sagte Lounes 1998 der Zeitung [ZEIT->http://www.zeit.de/1998/17/Die_wehrhaften_Berber].
Sie können mich töten, aber sie können mich nicht zum Schweigen bringen
Seine Liedzeilen:
„Ich bin ein Kämpfer.
Sie können mich töten,
aber sie können mich nicht zum Schweigen bringen.“
…sind wohl die am häufigsten von seinem Volk zitierten Texten überhaupt. Für die Kabylen bleibt ihr Matoub in seinen Worten unserblich und man findet wohl nicht einen einzigen unter ihnen, die nicht wenigstens ein paar seiner Lieder auswendig zitieren können. Seine Texte waren nicht hochtrabend oder intellektuell, sondern gingen mit ihrer Einfachheit den Kabylen direkt ins Herz. Er sang auf Taqvayli, der Berbersprache der Kabylei in Nordosten Algeriens. Die Kabylen sind unermüdlich in ihrem Kampf nach einer Forderung für einen laizistischen und vor allem demokratischen Staat und nach Anerkennung ihrer Berberkultur und Sprache, was sie im Rest Algeriens nicht unbedingt beliebt macht.
Matoub war einer der ersten, die all jenes in seinen kritischen Texten transportierte, was ihm vor 15 Jahren zum Verhängnis wurde.
Sein Tod löste heftigste Unruhen aus.
Verirrte Schafe, arbeitslose Analphabeten, die zum Töten gedrillt
Bereits früher wurde Matoub von islamistischen Terroristen aus einem Café entführt und für zwei Wochen festgehalten. Jenes geschah am 25. September 1994. Einige seiner Entführer erkannte Matoub an ihren Stimmen.
In der 17. Ausgabe des Jahres 1989 der Wochenzeitung Zeitung [ZEIT->http://www.zeit.de/1998/17/Die_wehrhaften_Berber], gibt er bereits zu Protokoll:
„Die meisten von ihnen sind verirrte Schafe, arbeitslose Analphabeten, die zum Töten gedrillt worden sind. Da sie keinen Emir bei sich hatten, wußten sie anfangs nicht, was sie ohne Befehl von oben mit mir anstellen sollten.“
Damals gab es kaum einen Kabylen, der nicht auf der Straße war, um für seine Freilassung zu demonstrieren.
Ein islamisches Gericht verurteilte Matoub, unter anderem wegen seiner Lieder, die, wie im Grunde wie jede weltliche Musik, als „haram“, also sündig galten, zum Tode.
Zwei Wochen wartete er in einem feuchten Erdloch auf seine Hinrichtung und starb, wie er sagt, mehrere Tode. Dann ließen ihn seine Entführer frei. Er war das einzige Opfer einer Fatwa in Algerien, das der Todeszelle der Terroristen entkommen ist, so die [ZEIT->http://www.zeit.de/1998/17/Die_wehrhaften_Berber]. Sein Leben verdankt er spontanen Protestdemonstrationen, auf denen Tausende von Menschen in Tizi-Ouzou und anderswo seine Freilassung forderten und seinen Entführern Blutrache schworen, falls sie ihm ein Haar krümmen sollten.
Und – er wurde wieder freigelassen. Zu groß war wohl die Angst vor dem Jähzorn des kabylischen Volkes.
Der [ZEIT->http://www.zeit.de/1998/17/Die_wehrhaften_Berber] sagte er damals, kurz vor seinem Tot auch:
„Die wirksamste Hilfe für Algeriens Demokratie“, sagt Lounès Matoub beim Abschied, „sind nicht wohlfeile Ratschläge oder wohltätige Almosen, sondern das Verbot aller GIA- und AIS-Aktivitäten in Europa, insbesondere in Großbritannien und Deutschland.“
Was die Journalisten damals nicht wusste ist, dass sie vermutlich eines der letzten Interviews mit Matoub führen sollte.
Bis heute identifizieren sich die Kabylen mit Matoub wie mit keinem anderen. Kritik ist unerwünscht und wird abgewiesen.
Wer auch immer Matoub auf dem Gewissen hat macht sich des Terrorismus schuldig. Ob der algerische Staat, irgendeine Partei oder die Islamisten dahinterstecken.
Fellas yaεfu yillu, Lounes Matoub! – Ruhe in Frieden, Lounès Matoub!
Uli Rohde (Hamburg) für tamurt.info
Ein schöner, weiterführender Artikel findet sich in ZEIT-online
Vergleich zum Alger und andre Regionen des Landes, Kabylei Gesellshaft, islamistisch fatalismus hat gring bedeutung, komischerweise Maatoub am Ort wo sich gewöntlich sicher fühlt, weniger km vor seiner Haustüre(atdouala Dorf) am auto lenkrad von extreme relgion motviert täter erchossen wurde!Es war Gross verlust für die kabylei und die ganzen Algerien bewusstseine.Er hat kassamen auf arabisch geschrieben hymne(war) zu genau kabylei Sparche interpretiert und damit auch vor seiner tod neus geshicht kapitel geschrieben hat!